Das
mittelalterliche Itinerar hat seinen Ursprung im römischen
Itinerar. D.h. allerdings nur, daß es sich der gleichen
Darstellungsweise bedient: Für beide ist die skizzenhafte,
nicht maßstabsgetreue und ausschnitthafte Wiedergabe
der Realität charkteristisch.
Darüber
hinaus gibt es nur wenige Übereinstimmungen. Denn während
die römische Ökumene-Karte "in ihrer Genesis als
zusammengesetzt aus Einzelitinerarien zu denken"(36)
ist, ist im Mittelalter die Vorgehensweise genau spiegelbildlich:
Hier findet eine Zerlegung der Universalkarte (Weltkarte) in
Einzelabschnitte statt, so daß die Intinerarien als
Ausschnitte der Universalkarten zu deuten sind.
Dementsprechend
unterscheidet sich die Erstellungsweise der mittelalterlichen
und der römischen
Itinerarien grundlegend: Während diese induktiv
erstellt werden, also im Prinzip ergänzbar und den veränderten
Realitäten angepaßt werden können (und es auch
wurden), geht der mittelalterliche Hersteller von
Itinerarien deduktiv vor, d.h. er geht von festen
gegebenen Angaben aus, die über sehr lange Zeiträume
keiner Veränderung unterliegen und höchstens durch die
individuelle Interpretation auf der Basis eigener Erfahrungen des
Zeichners im Detail variieren.