Entwicklungslinien

Der antike Periplus, der u.a. aus dem hellenistischen Bereich bezeugt und erhalten ist und eine Beschreibung von Küsten, Inseln und Ländern mit nautischen Angaben liefert, könnte ein Vorläufer der Küsten- und Seekarten sein. Jedoch ist die Forschungsdebatte über den Ursprung der Portolankarten (Küsten- und Seekarten) nicht eindeutig geklärt (39).

Sicher ist, daß die Küstenkarten in Südeuropa schon früh aufkamen und dort bereits im 13. Jahrhundert eine Blütezeit erlebten, wofür die Karte aus Pisa, die vor 1291 hergestellt wurde und die älteste erhaltene Portolankarte ist, ein Zeugnis darstellt.

Das auslösende Moment für die mittelalterliche Portolankartographie ist die Benutzung des Kompasses, die in Westeuropa seit dem Hochmittelalter (ab 1000 n. Chr.) nachzuweisen ist (40).

Im Zuge der Etablierung der Portolankarten entwickelten sich - in der Reihenfolge nach Entstehung und Bedeutung geordnet genannt - drei wesentliche Orte der Kartenwerkstätten, nämlich die

  • die in Pisa,
  • die in Genua bzw. Mallorca, und
  • die in Venedig.

Von den letzten beiden gingen zwei verschiedene Traditionslinien aus, wobei sich die katalanische (mallorquinische) gegenüber der venezianischen Kartographieschule (z. B. vertreten durch Pietro Vesconte ) durchsetzte.

Dieses hat seine Ursache nicht zuletzt auch im Erlaß Peter IV. von Aragon des Jahres 1354. Dieser besagte, daß jedes Schiff mindestens zwei Portolankarten mit sich zu führen habe, und hatte eine rege mallorquinische Produktion von "Alltagskarten" zur Folge. Diese wurde durch die Herstellung einzelner künstlerisch sehr aufwendiger Repräsentationsstücke, wie dem Katalanische Atlas von 1375 (Abb.), flankiert.

Wichtig ist dabei, daß zu dieser Zeit bereits ein Junktim zwischen den Portulan-Karten und den Weltkarten (Mappae Mundi) bestand: Entweder

  • man fügte nach venezianischem Muster den Portolan-Atlanten eine Mappa Mundi bei, oder
  • man integrierte nach mallorquinischer Tradition die Elemente der Mappae Mundi, in dem man die leeren Landflächen der Portulankarten mit theologisch geprägten Mythen und Themen ausschmückte und von einer durch einen festen Rahmen begrenzten Fläche ausging.

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