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Einleitung
Stand: 10/10/00 |
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von WEM gemalt... Die Suche nach den Malern der Karte, meint neben den an ihr arbeitenden Handwerker vor allem die geistige Quelle der Ebstorfer Karte. Die Beantwortung ist ähnlich umstritten wie die Datierung der Karte selbst. Da weder der Stempel der Werkstatt, noch eine Jahresangabe oder eine Autorensignatur nachweisbar sind (dies wird erst im 14. Jahrhundert üblich), müssen sich die Wissenschaftler auf die Deutung der Abbildungen selbst sowie die Einordnung von Stil und Technik konzentrieren. Hier gehen die Ergebnisse zum Teil weit auseinander. Aufgrund der inhaltlichen Nähe (Papsttreue, Kreuzzugsidee) zu einem genau datierbaren Buch, der Otia imperialia, das Gervasius von Tilbury 1214/15 für den Welfen Kaiser Otto IV. von Braunschweig schrieb und ihm schenkte, sehen viele Historiker "die sehr enge Beziehung zum Wissensstand des Gervasius von Tilbury" (von den Brincken: 1992, S. 91) auch in der Ebstorfer Weltkarte. Tatsächlich ist in Ebstorf ein Propst Gervasius verzeichneten. Der Geograph Richard Uhden brachte den Ebstorfer Gervasius in den 1930er Jahren erstmalig mit dem Autoren besagter Otia Imperialia in Übereinstimmung. Kritiker führen die weite Verbreitung des Namens an, wobei die Lebensdaten des Gervasius von Tilbury nicht gesichert sind (Armin Wolf schätzt, daß Gervasius um 1165 geboren ist) und daher eine eindeutige Identifikation unmöglich macht. Dennoch sprechen die Indizien für Gervasisus als geistigen Vater der Karte. Er war durch die Otia imperialia nachweislich mit dem auf der Karte betonten Welfenhaus verbunden, er war ein weitgereister Mönch und verfügte über weitreichende Kenntnisse in der Bistumsgeograhie und Landesgeschichte, um die Karte deligieren zu können. Die Übereinstimmung von Gervasius von Tilbury und dem Ebstorfer Probst, so Wolf in seinem Plädoyer, könne schließlich erklären, "warum ein so bedeutendes Werk wie unsere Weltkarte ausgerechnet dem Kloster Ebstorf gehörte" (Wolf 1988, S. 103). Als technische Umsetzer von Gervasius Karte in eine 356 x 358 Zentimeter große Weltkarte, so sie denn in Ebstorf angefertigt worden ist, werden Angehörige des Frauenkonvents angenommen.
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