mobilät Startseite

  Einleitung
  Mobilität & Karten
  Kartographie
     - Antike
     - Mittelalter
  Ebstorfer Karte
     - Inhalt
     - Forschung
     - Mobilität
  Peters - Mercator
  Anhang

  Stand: 25/10/00

Ebstorfer Weltkarte: Forschung zurück         Seite 4/5          weiter
WANN... ist die Karte entstanden?

Da auf der Ebstorfer Weltkarte nicht der Entstehungszeitraum angegeben ist und auch moderne technische Untersuchungen des Materials nicht mehr möglich sind, weil das Original im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, ist man auf die Untersuchungen von Kunstkritikern, Paläographen, Linguisten, Geographen und Historikern angewiesen. Stärker noch als bei der Suche nach Autor und Entstehungsort schwanken die Schätzungen über den Entstehungszeitraum der Karte in einem Zeitruam von 100 Jahren.

Vertreter der jüngeren Datierung berufen sich zumeist auf die wirtschaftliche Ausgangslage der Entstehungsregion Lüneburg-Ebstorf, das erst im 14. Jahrhundert, im Zuge des Aufstiegs des Salzhandels, über die nötigen finanziellen Voraussetzungen verfügt haben dürfte, um eine derart prächtige Karte wie die rund 12 Quadratmeter große Mappae Mundi zu schaffen. Horst Appuhn, der von einer Entstehung der Karte in Ebstorf "um 1300" (Horst Appuhn 1988, S. 250) ausgeht, begründet seine Vermutung damit, daß auch andere beträchliche Ausgaben, beispielsweise für ein neues Chorgestühl (1292), den Marienaltar (1296) und eine  Bronzetaufe (1310) in diese Zeit fallen.

Eine dritte Richtung wiederum, die unter anderem von der Münchener Kunsthistorikerin Renate Kroos eingenommen wird, ordnet die Idee der Karte der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu, identifiziert aber anhand einiger stilistischer Eigenarten das überlieferte Material als "eine um mehrere Jahrzehnte spätere Replik" (Renate Kroos: 1988, S. 244). Generell ist bei der Datierung von Abbildungen und Schriften zu beachten, daß der Hang zu monomumentaler Schriftform im Mittelalter, "Karten tatsächlich viel jünger [erscheinen läßt], als man auf den ersten Blick meint" (von den Brincken, Kartographische Quellen, Welt-, See- und Regionalkarten, Brepols 1988, S. 60f.). Da Karten auch immer Arbeitsmaterial waren, das bei Bedarf ergänzt und aufgefrischt werden mußte, ist es problematisch, von einzelnen "neueren" Darstellungen Abstriche beim Alter der Karte insgesamt zu machen.

Datierung Erste Hälfte des 13. Jahrhunderts

Vertreter dieser Theorie stellen politischen Aussagen der Karte in den Mittelpunkt. Den pro-welfische Tenor der Ebstorfer Karte sehen sie als Verbindungen zu dem exakt datierten ebenfalls pro-welfischen Werk Otia Imperii (1214/15) des Gervasius von Tilbury. Paläographischen Untersuchungen, wie die der Wolfenbüttler xxx Sabine Effertz, haben diese These weiter gestüzt. Die deutlichen Übergänge vom romanischen zum gotischen Schrifttyp ließen ihrer Meinung nach "die Entstehung der Ebstorfer Weltkarte in der ersten Hälfte des 13. Jahrunderts wahrscheinlich und nach 1275 immer unwahrscheinlicher erscheinen lassen" (Sabine Effertz 1988, S.386.

In der Forschung gilt heute Entstehungszeitraum um 1240 als weitestgehend gesichert. Vertreter hierfür sind unter anderen die Historiker Anna-Dorothee von den Brincken und Armin Wolf.